Österreich ist ein heiratsfreudiges Land. Laut Statistik Austria gaben sich im letzten Jahr 44.948 Paare das Jawort[1]. Der Reiz einer Hochzeit scheint ungebrochen. In einer aktuellen Online-Umfrage von Marketagent in Kooperation mit Rechtsanwältin Mag. Susanna Perl-Lippitsch schätzen drei Viertel der 1.000 Befragten die Ehe als zeitgemäß ein (76%). Und von jenen Respondent*innen, die derzeit nicht verheiratet sind, kann sich fast die Hälfte vorstellen, zukünftig den Bund fürs Leben einzugehen (48%). Die Bedeutung der Ehe wird dabei vor allem romantisch interpretiert. Sie wird insbesondere als „gegenseitiges Versprechen“ (58%), „Zeichen der Liebe“ (50%) bzw. „innige Verbindung zweier Menschen“ (48%) aufgefasst. Als „rechtliche Absicherung“ nimmt sie gut ein Drittel wahr (38%).
Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Auch wenn die Österreicherinnen und Österreicher ein romantisches Verhältnis zur Ehe haben, gehen sie diesen Schritt nicht Hals über Kopf, sondern wohlüberlegt an. Die Entscheidung für den Bund fürs Leben treffen die heimischen Paare mehrheitlich vorbereitet und geplant (62%). Im Schnitt sind die Liebesleute auch schon 5,5 Jahre zusammen, bevor sie sich das Jawort geben.
Die Österreicher*innen prüfen also ausgiebig, bevor sie sich ewig binden. Getraut wird sich aber meist ohne Netz und doppelten Boden. Rechtliche Konsultation oder Absicherung spielen in Zusammenhang mit dem Bund fürs Leben hierzulande so gut wie keine Rolle. Lediglich ein Drittel der Bevölkerung kann sich vorstellen, im Falle einer Eheschließung Rechtsberatung in Anspruch zu nehmen (32%), nur rund jede*r Achte hat sich vor der Eheschließung Gedanken über eine mögliche Scheidung gemacht (12%) und gerade einmal 3,4% der heimischen Befragten haben einen Ehevertrag abgeschlossen. „Die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher tritt blauäugig vor den Traualtar und blendet die rechtlichen Konsequenzen, die mit diesem Schritt einhergehen, aus. Im Falle einer Scheidung muss man dann froh sein, mit einem blauen Auge davonzukommen“, warnt Rechtsanwältin Susanna Perl-Lippitsch.
Scheiden tut weh
Zwar ist das Gros der verheirateten Befragten zuversichtlich, dass ihre (aktuelle) Ehe Bestand haben wird (89%), doch nicht jede Liebe endet mit einem ‚Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage‘. Jede*r vierte Verheiratete berichtet beispielsweise, sich in der aktuellen Ehe schon einmal konkrete Gedanken über eine Scheidung gemacht zu haben. Bei den Frauen liegt der Anteil sogar bei fast einem Drittel (31%). Und knapp 6 von 10 kennen mindestens ein Paar, das nur noch auf dem Papier verheiratet ist (57%).
Die Scheidungsdaten der vorliegenden Umfrage zeigen: Jede*r vierte Umfrageteilnehmer*in hat bereits eine Ehetrennung hinter sich (24%). Dabei ist besonders spannend, dass es im Mittel (Median) tatsächlich im viel beschworenen verflixten siebten Jahr zur Scheidung kam.
Mögliche Trennungsgründe gibt es viele, einer führt die Hitlist aber mit großem Vorsprung an: Untreue. 44% der Geschiedenen berichten, dass Ehebruch der (Haupt-)Grund für ihre letzte Scheidung war. Gut ein Drittel (36%) hatte sich auseinandergelebt, bei 3 von 10 fanden emotionale Verletzungen statt. Ausgegangen ist die Scheidung dabei mehrheitlich nur von einer Partei. Lediglich ein Viertel der Paare hat die Entscheidung zur Trennung gemeinsam getroffen. Dennoch konnten sich 85% der heimischen Geschiedenen auf eine einvernehmliche Scheidung einigen.
„Wenn der Ehe das Märchenende verwehrt bleibt, können aus Liebenden schnell Feinde werden. Ein Viertel der von uns befragten Geschiedenen berichtet, dass ihre Scheidung nicht ohne Reibereien über die Bühne ging oder sogar in einem Rosenkrieg endete“, so Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent. Streitthema Nummer 1 war dabei das Geld. Bei fast einem Drittel der Scheidungen traten Schwierigkeiten hinsichtlich der Vermögensaufteilung auf (30%). Bei einem Viertel wurde wegen Sorge- und Kontaktrecht für die Kinder gestritten (26%).
Wenig überraschend, dass angesichts der Reibereien, die mit einer Eheauflösung einhergehen können, 4 von 10 Geschiedenen im Nachhinein bereuen, sich vor der Hochzeit nicht besser informiert zu haben. Daher prüfen Sie gut, bevor Sie sich ewig binden. Nicht, dass es Ihnen wie Brigitte Bardot geht: „Eine Heirat geht ja furchtbar schnell, aber die Scheidung ist immer so zeitraubend.“
[1] https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2024/02/20240220EheschliessungenScheidungen2023.pdf